Unsere Wirtschaft ist krank! Sie leidet unter einer akuten Exportabhängigkeit. Doch anstatt diese Krankheit einzugestehen und Heilungsprozesse einzuleiten, wird der bedauernswerte Zustand schöngeredet. Man verweist stolz auf den Titel des Vizeexportweltmeisters und gibt wider besserem Wissen vor, die Exportabhängigkeit fördere unser aller Wohlstand. Dabei sprechen die Zahlen eine ganz andere Sprache! Seit 1980 sinken die inflationsbereinigten Nettolöhne und Renten, obwohl sich die Produktivität im Laufe der Zeit mehr als verdoppelt hat! Aber dieser Widerspruch wird übergangen und totgeschwiegen, er passt unseren Volksvertretern nicht ins Bild der vielbeschworenen Nützlichkeit der EU oder der Globalisierung.
Eine
Exportabhängigkeit ist kein Segen!
Die
Exportabhängigkeit setzt unser Land ständig unser
Druck:
Arbeitnehmer und Arbeitgeber befinden sich in einem permanenten internationalen Preiswettbewerb, der eine Lohnabwärtsspirale erzwingt.
Dem globalen Wettkampf sind bereits die meisten Industriebranchen erlegen. Nicht einmal mehr unsere Kleidung, Schuhe, Computer, Handys, Kameras, Fernsehgeräte usw. können wir selbst herstellen - wir müssen alles importieren.
Unsere verbliebenen Exportindustrien müssen wir mit Subventionen, niedrigen Steuern, Mehrwertsteuerbefreiungen usw. bei Laune halten.
Einen Teil unserer Absatzmärkte müssen wir ebenfalls mit gigantischen Summen subventionieren (zum Beispiel über die EU).
Wenn
immer ein Land in der EU (und besonders im Euro-Raum) in Not
gerät, sollen unsere Steuerzahler einspringen. Die Eurozone ist
zur Transferunion verkommen, die nur noch über eine hochbrisante
Billggeldschwemme (die die Sparer schleichend enteignet)
zusammengehalten werden kann. Die
aufgezwungene Billggeldschwemme befeuert dann auch noch das
widerliche Währungsdumping, das ohne Not deutsche Exporte
verbilligt und Importe verteuert und unserem Land einen hohen,
ungesunden Leistungsbilanzüberschuss beschert (der andere
Staaten zur Verzweiflung bringt). Die Droge Euro-Weichwährung
mindert den Reformdruck unserer Industrie und schwächt auf Dauer
ihre Wettbewerbsfähigkeit. Sich aus einer solch
verführerischen Währungsdumping-Abhängigkeit zu
befreien und zu einer stabilen Währung zurückzufinden
gelingt selten.
Aber genau das ist es vermutlich, was unsere politischen Führer
wollen: Deutschland soll, so scheint es jedenfalls, für immer
und ewig an den Euro und die EU gekettet werden und nie mehr die
Möglichkeit bekommen, da oder dort auszutreten bzw. über
sein Schicksal selbst zu bestimmen. Viele Experten warnen schon
lange, bei einer Wiedereinführung der DM würde die deutsche
exportabhängige Wirtschaft den zu erwartenden Aufwertungsdruck
schwerlich überstehen.
Wir Deutsch-Europäer müssen nachgeben, müssen einlenken. Egal was ist, bei jeder Auseinandersetzung in der EU ziehen wir den Kürzeren, weil wir ja schließlich "von der EU profitieren" (das genaue Gegenteil ist der Fall) und unsere Absatzmärkte nicht gefährden dürfen.
Deshalb Schluss mit der permanenten Volksverdummung, Schluss mit der irrsinnigen Exportabhängigkeit!
Anstelle des globalen, unbeherrschbaren Finanz-Kapitalismus brauchen wir wieder eine funktionsfähige Marktwirtschaft, die es nur in einem intakten Wirtschaftsraum mit gleichen Bedingungen (Löhnen, Steuern, Umweltauflagen) geben kann. In einem unfairen EU- oder Weltmarkt mit höchst unterschiedlichen Bedingungen kann es eine Marktwirtschaft niemals geben! Deshalb brauchen wir höhere Zölle (um die unterschiedlichen Produktionskostenniveaus auszugleichen) oder ähnlich wirkende Maßnahmen, wie etwa höhere Mehrwertsteuern auf Industriegüter. Die zusätzlichen Einnahmen ermöglichen eine Absenkung der Sozialversicherungsbeiträge, senken also die deutschen Lohnkosten und ermöglichen somit den Wiederaufbau verloren gegangener Industriezweige.
Dies alles würde einen Normalisierungsprozess einleiten: Weniger Export (weniger Exportabhängigkeit), weniger Import (geringere Importabhängigkeit), gerechtere Wettbewerbsbedingungen (zurück zur Marktwirtschaft), steigende Reallöhne und Gesundung der Staatsfinanzen. Wie das funktioniert und warum das so ist, erläutert klar, sachlich und unmissverständlich das Buch "DAS KAPITAL und die Globalisierung".
Nachtrag
Mai 2018:
Die
USA verbieten Handel mit dem Iran!
Wie
gefährlich eine überzüchtete Exportabhängigkeit
sein kann, scheinen manche Wirtschaftsexperten endlich zu begreifen.
Die USA verlangen von ihren "befreundeten" Handelspartnern allen
Ernstes, ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Iran innerhalb von
drei bis sechs Monaten einzustellen. Zuwiderhandelnden Unternehmen
drohen harte US-Strafen ("wegen Unterstützung eines
Schurkenstaates").
Die USA fühlen sich inzwischen also so mächtig, dass sie
meinen diktieren zu können, wer mit wem Handel treibt. Wäre
das deutsche bzw. europäische Handelsvolumen mit den USA recht
unbedeutend, würde man über die amerikanischen Ansinnen
gelassen schmunzeln. So aber sieht man sich in einer Zwangslage - die
meisten vom US-Markt abhängigen Produzenten werden sich den
Forderungen der USA unterwerfen, auch wenn diese noch so
völkerrechtswidrig und abstrus sind.
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www.globalisierung.com.de
Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Publizist).
Erstveröffentlichung 2012.
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Ist
eine Demokratie zu schwach, den Bürgern reinen Wein
einzuschenken?
Eine
staatliche, gehirnwäscheartige Dauerpropaganda wird immer wieder
eingesetzt, um konzernfreundliche, radikale Ideologien durchzusetzen
(z. B. die Zollächtung = Inthronisierung des globalen
Dumpingwettbewerbs). Wenn es aber um ein wirklich notwendiges
Umdenken geht (Erhöhung der Mineralölsteuer,
Einführung einer Kerosinsteuer, Verdoppelung der Lkw-Maut,
Aufgabe des gescheiterten Schengener Null-Grenzen-Experiments etc.),
meint man, die Bevölkerung nicht mitnehmen zu können. Denn
das könnte ja Wählerstimmen kosten.