Freihandel = wirtschaftliche Anarchie = Kasinokapitalismus
Trotz aller Plagen, die über Deutschland und die Welt gekommen sind (Corona, Zusammenbruch der Lieferketten, Ukrainekrieg, seit 40 Jahren sinkende Reallöhne und Renten, seit 10 Jahren enteignende Nullzinspolitik usw.) verteidigt die allmächtige Kapitallobby noch immer den Freihandel als oberstes Gut, als wichtigsten Garant für Frieden und Wohlstand.
Schon
der Begriff "Freihandel" verkörpert die ungenierte
Irreführung!
Denn
offiziell steht dieser harmlos klingende Begriff für den
Verzicht auf Zölle und Handelshemmnisse, also eine
wirtschaftliche Anarchie, in der zum Beispiel Lohnunterschiede von
1000 % schutzlos aufeinanderprallen. Wer mag bei solchen
Unwuchten noch von einer fairen Marktwirtschaft reden? Doch wohl nur
Zyniker oder abgebrühte Demagogen! In der öffentlichen
Wahrnehmung dagegen verkörpert das Wort "Freihandel" eher den
natürlichen Warenaustausch zwischen den Nationen, wobei mit
dem Freihandelsbegriff die alles entscheidende Zollverdammnis kaum
assoziiert wird.
Wieso
darf der Begriff "Freihandel" von der Globalisierungslobby verengt
und vereinnahmt werden?
Von
einem Freihandel kann man doch auch sprechen, wenn zur Rettung der
sozialen Markt- und Volkswirtschaft angemessene Einfuhrzölle
erhoben werden. Denn auch wechselseitige Einfuhrzölle erlauben
schließlich den ungehinderten Warenverkehr. Die Erhebung von
Zöllen ist nicht mit einem Außenhandelsverbot
gleichzusetzen. Latent wird aber genau dieser Eindruck erweckt!
Streng genommen Ist es genau umgekehrt: Erst Zölle sorgen
für ein Gleichgewicht und die notwendige Fairness im Welthandel,
die ein freies Wirtschaften benötigt. Der dogmatische
Verzicht auf Zölle dagegen führt zur Unfreiheit, weil
er das gnadenlose Lohn-, Sozial- und Ökodumping
erzwingt.
Die Deglobalisierung (Zollanhebung) würde bedeuten, dass Superreiche nicht mehr alle Staaten gegeneinander ausspielen können. Klar doch, dass sich das Establishment gegen ein solches Szenario wehrt.
Ohne
Zölle gilt das Gesetz des Dschungels!
Es
ist geradezu eine Frechheit, unter den seit Jahrzehnten herrschenden
Bedingungen von einer sozialen Marktwirtschaft zu reden! Man
sieht es doch an Deutschland: Warum
wohl sinken seit 1980 hierzulande die realen Nettoeinkommen und
Renten?
Warum stirbt eine Branche nach der anderen bei uns aus, selbst die
einst führende, staatlich geförderte Solarindustrie?
Weil nun einmal die krassen Unterschiede bei den
Standortbedingungen, bei Löhnen, Sozialkosten, Umweltauflagen,
Subventionen und Steuern keinen fairen, prosperierenden Wettbewerb
mehr zulassen.
Der
Zollfreihandel
steht für eine weltweite Ausbeutung!
Für
eine Ausbeutung der Umwelt, der Ressourcen und nicht zuletzt der
gesamten Menschheit. Wenn es letztlich nur noch darum geht, die
Konkurrenz im Preis zu schlagen, triumphiert das Großkapital,
das globale Dumpingsystem. Und damit die Superreichen, die Konzerne,
die Spekulanten und alle, die in dieses lukrative Lobbysystem
involviert sind.
Der
Zollfreihandel
sorgt für lange Lieferketten!
Weil
es in der weiten Welt immer einen Hersteller gibt, der ein bestimmtes
Teil noch billiger anbieten kann. Es
tobt ein weltweiter Unterbietungswettbewerb,
der eigentlich extrem kontraproduktiv ist. Weil schließlich die
gepriesene internationale Arbeitsteilung eine Unmenge von
zusätzlichem Arbeitsaufwand und Energieverschwendung erfordert
(lange Transportwege, Rechtsstreitigkeiten, Qualitätskontrollen,
Dolmetscher, Zöllner usw.). Sind Zulieferer in der Nähe der
Großfabrik angesiedelt, ist der gesamte Produktionsablauf
unkomplizierter, anpassungsfähiger und schneller, können
Probleme viel leichter behoben werden.
Gäbe es weltweit gleiche Löhne, Öko- und Sozialstandards, wäre der verherrlichte Zollfreihandel mausetot, würde man lange Lieferketten als absoluten Irrsinn bezeichnen!
Das
Risiko der langen Lieferketten trägt der Steuerzahler!
Nicht
nur in Bezug einer erhöhten Pandemiegefahr (z. B. Corona). Wenn
die Bänder wegen ausbleibender ausländischer Zulieferungen
in Deutschland stille stehen, muss der Staat über das
Kurzarbeitergeld einspringen. Konzerne sparen an der
Lagerhaltung, verzichten auf inländische Zulieferer im Vertrauen
auf das Kurzarbeitergeld. Warum lässt unser Staat diese
Risikoabwälzung überhaupt zu? Doch sicher nur, weil er
durch den Zollverzicht erpressbar geworden ist, weil er
fürchtet, durch ausbleibende Staatshilfen und Alimentierungen
auch noch die letzten Industriebereiche zu verlieren.
Wie
sollen Entwicklungs- und Schwellenländer ohne Schutzzölle
auferstehen?
Wenn
hemmungslos unverzollte Billigwaren ins Land strömen, kann sich
dort keine eigenständige Volkswirtschaft aufbauen. Erst wenn
der übermächtige Konkurrenzdruck von außen
eingedämmt wird, lohnt es sich für heimische Hersteller
oder auch ausländische Investoren, überhaupt aktiv zu
werden. Jedes arme Land ließe sich in einen blühenden
Industriestaat umwandeln, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben
sind. Ist wegen zu lascher Zölle der importierte Konkurrenzdruck
zu hoch, kommen Existenzgründungen und Industrieansiedlungen gar
nicht erst in Betracht.
Meine
persönliche Ansicht:
Ein
Produkt, das einen 30-prozentigen Einfuhrzoll nicht verträgt,
hat es nicht verdient, importiert zu
werden!"
Ein
Zoll darf nicht als Strafe, Abschottung oder Handelskrieg verstanden
werden! Die empfohlene Höhe von 30 % entspringt nicht
irgendeiner Phantasie oder Willkür, sie entspricht vielmehr dem
durchschnittlichen Steueraufkommen bei einer alternativen,
inländischen Fabrikation. Der Staat holt sich über den Zoll
also nur das zurück, was ihm bei der Wareneinfuhr an Einnahmen
entgeht. Würden alle Staaten nach einer schrittweisen
Anhebung in ca. 10 Jahren generell einen 30prozentigen Importzoll
erheben, würden wir in einer weit besseren und gerechteren Welt
leben. Davon bin ich überzeugt!
"Aber
die Anhebung der Zölle würde doch alles nur teurer machen
und die Inflation anheizen!"
Auch
diese Argumentation entpuppt sich bei näherer Betrachtung als
Verschwörungstheorie bzw. absolute Panikmache. Denn die
Einnahmen aus dem Zoll verschwinden schließlich nicht in einem
schwarzen Loch oder landen auch nicht in den Taschen korrupter
Politiker. Sie dienen ebenso wie Steuern der Staatsfinanzierung. Die
Zolleinnahmen würden es also erlauben, die Beitrage für die
Sozialversicherungen schrittweise abzusenken.
Eine
De-Globalisierung hat nichts mit Abschottung zu tun!
Auch
wenn skrupellose Demagogen uns das gehirnwäscheartig
eintrichtern wollen. Niemand will den Welthandel abschaffen, er muss
lediglich auf ein vernünftiges Maß reduziert werden. Die
so vehement betriebene Ex- und Importabhängigkeit war ein
verhängnisvoller Irrweg. Aber es gehört wohl zu viel
Größe und Mut dazu, dies auch einzugestehen.
Die
Verdammung des Protektionismus ist ein Paradebeispiel für die
weitverbreitete Verdummungsrhetorik.
Der offene
und ehrliche Zollschutz, der dem Staat hohe Einnahmen beschert (mit
denen er zum Beispiel die Krankenversicherungen finanzieren
könnte), wird geächtet. Und die wirklich schlimmen
Abartigkeiten des Protektionismus werden still und heimlich geduldet,
werden totgeschwiegen. Wenn Konzerne mit Subventionen, niedrigen
Steuern und einem ganzen Arsenal von Fördermaßnahmen
verwöhnt werden, gibt es keine Einwände seitens der Politik
und der Medien. Denn dann ist ihre heile Welt des Kasinokapitalismus
vollkommen in Ordnung. Der Vergleich:
Guter
Protektionismus:
Offene und ehrliche Zölle dezimieren die Macht der Konzerne.
Staaten sind dadurch kaum noch erpressbar. Es fließen
hohe Einnahmen, die zur Finanzierung des Sozialstaates herangezogen
werden könnten. Wäre doch nicht schlecht, wenn in
Deutschland zum Beispiel kein Erwerbstätiger und Rentner mehr
Krankenversicherungsbeiträge zahlen müsste (das würde
die Arbeitskosten im internationalen Vergleich deutlich
absenken).
Schlechter
Protektionismus:
Subventionen,
Investitionsförderungen, niedrige Unternehmenssteuern,
firmengerechte Infrastrukturmaßnahmen usw. Sie kosten dem
Staat Unsummen und verzerren (schwächen) die
Marktwirtschaft. Sie führen zum Beispiel zu
Automatisierungen, die eigentlich kontraproduktiv sind. Kein Wunder,
dass sich das jährliche Produktivitätswachstum in den
letzten 60 Jahren nahezu in Luft aufgelöst hat.
Was also soll man davon halten, wenn ausgerechnet der segensreiche Zoll-Protektionismus von der Politik und den Medien heftig bekämpft und als Abschottung und Handelskrieg diffamiert wird, der bösartige Subventions-Protektionismus aber nicht beanstandet wird?
"Wir
können nicht davon leben, Autos nur in Deutschland zu
verkaufen!"
Genau da verbirgt sich der strategische Denkfehler! Denn der
Rückgang der Autoexporte geht logischerweise einher mit der
Renaissance verloren gegangener Industriebereiche. Wir liefern bei
weltweit höheren Zöllen zwar weniger Autos ins Ausland,
dafür produzieren wir aber wieder unsere eigenen Solarmodule,
Textilien, Büromaschinen, Smartphones,
Autokabelbaumstränge, Mikrochips usw. Es ist fast schon
kriminell so zu tun, als sei ein Exportrückgang eine
abwärts führende Einbahnstraße. Die realen
Lohneinbußen seit 1980 zeigen doch, dass eine künstlich
entfachte Aufblähung des Welthandels zu nichts führt und
völlig kontraproduktiv ist.
"Aber
wenn wir die Billiglohnländer in Asien, Afrika und
Südamerika ordentlich ausbeuten, kann das doch für uns nur
zum Vorteil sein!"
Auch
dieses Schmarotzerdenken ist ein großer Irrtum. Weil eben von
der so erzielten Ersparnis hauptsächlich die Konzerne und
Spekulanten profitieren. Und weil die Auslagerung von Industrien und
Produktionsteilen ins ferne Ausland eine ganze Reihe
zusätzlicher Kostenbelastungen und Risiken mit sich bringt.
Nicht nur der Transport verursacht einen erheblichen Zusatzaufwand,
auch die zusätzlich benötigten Juristen, Dolmetscher,
Unterhändler, Zollabfertiger, Kontrolleure, die Gefahr von
Produktfälschungen und Patentverletzungen gehen mächtig ins
Geld (verschlingen ein Großteil des durch das Lohn- und
Ökodumping eingesparten Reibachs). Das eigentliche Dilemma aber
ist, dass vom globalen Lohndumping auch das eigene Einkommen
betroffen ist und die Gewerkschaften seit 1980 Lohnanpassungen
unterhalb der Inflationsrate akzeptieren müssen (weil die
Arbeitgeber sonst mit Auslagerungen drohen).
Was
muss noch passieren, um den künstlich aufgeblähten
Welthandel als Irrweg anzuerkennen? Reichen die bisherigen
"biblischen" Plagen noch nicht aus? Die da sind:
erhöhte Pandemiegefahr (z. B.
Corona),
Zusammenbruch der Lieferketten,
Produktionsstillstand, leere Regale, lange Lieferzeiten
hohe Inflationsraten trotz aller
Bilanzierungstricks,
seit 40 Jahren sinkende Reallöhne
und Renten,
in 60 Jahren Verzwanzigfachung der
Arbeitslosenzahlen in Deutschland,
Fachkräftemangel in unterbezahlten
Berufen,
seit 10 Jahren eine enteignende
Nullzinspolitik,
völlige Abkehr von den
Grundprinzipien der Marktwirtschaft,
Umweltzerstörungen durch
unnötigen Warentourismus,
starke wirtschaftliche Abhängigkeit
von autoritären Staaten,
usw., usw.
Die
Sozialversicherungen hauptsächlich über Zölle
zu finanzieren ist eine schlechte Idee.
Es
ist gut, wenn Vater Staat über das Kurzarbeitergeld das
Risiko für lange Lieferketten
übernimmt.
Ein
Rückfall in den Protektionismus würde unser aller
Wohlstand gefährden.
Eine
totale Ex- und Importabhängigkeit sichert den
Weltfrieden.
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Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Publizist).
Erstveröffentlichung 27. Mai 2022.
Anmerkung:
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Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred Julius Müller
Geht
es in unserer Demokratie am Ende nur um den Machterhalt der
etablierten Parteien? Damit sich an eingefrorenen
Grundsätzen (EU, Euro, Zollfreihandel, Kriegsbeteiligungen,
antinationale Multikulti-Ideologie usw.) nichts ändert? Auch
wenn dadurch sich der seit
1980 anhaltende Niedergang
Deutschlands
weiter fortsetzt?