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Die Folgen der Globalisierung (der fehlenden Zollgrenzen): globaler Dumginglohnwettbewerb

 

Die Spätfolgen der Globalisierung werden veschwiegen …

Die üblichen Argumente über die Folgen der Globalisierung sind in der Summe irreführernd und ablenkend. Sie verhindern echte, zielführende Schlussfolgerungen.

 

Welches sind die Folgen der Globalisierung? Um diese Frage korrekt beantworten zu können, sollte zunächst einmal eine Definitionsbestimmung erfolgen. Als Globalisierung kann man genau genommen nur das bezeichnen, was sich im Vergleich zu früher konkret verändert hat. Den wachsenden Welthandel gab es schon immer, die Weiterentwicklungen im Produktions-, Informations- und Transportwesen ebenfalls.

Entfacht wurde die Globalisierung in erster Linie durch die Ächtung der Zölle. Diese Maßnahme erlaubte es dem Kapital, die Produktion dorthin zu verlagern, wo immer es gerade am günstigsten war, wo also die niedrigsten Löhne, Steuern, Sozial- und Umweltstandards anfielen. Erklärungen und Deutungsbestrebungen, die Globalisierung als natürliche Fortentwicklung darzustellen, halte ich für manipulativ und heuchlerisch. Denn würden Zölle wieder spürbar angehoben, wäre es vorbei mit der konzern- und kapitalfreundlichen Globalisierungsherrlichkeit - das globale Lohn- und Steuerdumping (die Ausbeutung der Menschheit) könnte dann nicht mehr funktionieren.

 

Die Folgen der Globalisierung:
1. Das Kapital erhält das Zepter der Macht

Für das Kapital gleicht die Globalisierung dem Paradies auf Erden. Denn die Globalisierung erlaubt es endlich, die Regierungen und Völker dieser Welt gegeneinander auszuspielen. Staaten, die "unflexibel" sind und sich weigern, beim Unterbietungswettbewerb der Unternehmenssteuern, Sozial- und Umweltstandards mitzumischen, werden von den Investoren gemieden. Nicht viel besser geht es den Arbeitnehmern in den Hochlohnländern. Wenn sie nicht auf die neue Konkurrenz in Asien und Osteuropa mit Lohnverzicht reagieren, wird die Fabrikation eben ausgelagert. (Näheres...)

 

Die Folgen der Globalisierung:
2. Produktion fernab der Konsumenten ...

Anfänglich begründeten viele Hersteller ihr Outsourcing noch damit, sie müssten in den ausländischen Märkten mit eigenen Fabriken präsent sein. Doch diese Vorliebe zur Kundennähe gestaltet sich fast immer nur einseitig in eine Richtung, wenn es nämlich um Produktionsverlagerungen ins Billiglohnland geht. Konzerne dagegen halten offenbar wenig von der Notwendigkeit, auch in den Hochlohnländern vor Ort zu produzieren. Sie sehen die Hochlohnländer vor allem als große Käufermärkte, weniger aber als Produktionsstandort. Halten ausländische Konzerne es etwa für erforderlich, in Deutschland Produktionsstätten für ihre Smartphones, Notebooks, Textilien, Solaranlagen, Kameras usw. zu errichten (der Kundennähe wegen)? Wohl kaum.

Es ist wie ein Gottesgeschenk: Dank der Globalisierung (des Zollabbaus) können die Konzerne Produkte im Billiglohnland für wenig Geld herstellen lassen und im Hochlohnland für horrendes Geld verkaufen (die "altmodischen" Zölle vermasseln diese lukrative Strategie, weil die Einsparungen der Dumpinglohnproduktion durch den Importzoll aufgezehrt werden). Die Gewinne vieler Aktienkonzerne konnten sich auf diese Weise in den letzten 40 Jahren vervielfachen, während die Reallöhne sanken.

 

Globalisierung Folgen

Welche Vorteile soll es bringen, wenn wir die meisten unserer Gebrauchsgegenstände nicht mehr im eigenen Lande herstellen können?
Denn trotz der Billigimporte sinkt die Kaufkraft (weil die niedrigen Gestehungskosten oft nicht weitergegeben werden, hohe Vertriebs- und Transportkosten anfallen, der Sozialstaat wegen hoher Arbeitslosigkeit immer teurer wird, der globale Lohndumpingwettbewerb die Reallöhne senkt usw.). Eine Anhebung der Zölle würden diesen absurden Teufelskreis beenden.

 

Die Folgen der Globalisierung:
3. Der Umweltschutz wird zur Nebensache

Viele Hersteller verlegen ihre Produktion nur deshalb ins Ausland, weil dort lasche Umweltauflagen gelten. Somit kommt es zu einem Unterbietungswettbewerb in diesem sensiblen Bereich. In der Produktion spielen die Energiekosten eine gewichtige Rolle. Wenn Kraftwerke auf teure Filteranlagen verzichten dürfen, wird dieser Frevel auch noch zum Standortvorteil. Auch der durch die Globalisierung ausgelöste Warentourismus erweist sich als umweltfeindlich. Abermillionen Tonnen Feinstaub und CO2 werden dadurch unnötigerweise in die Luft geblasen. Allein am Feinstaub erkranken oder sterben jährlich zigmillionen Menschen. Und in die Ozeane werden durch die Handels- und Containerschiffe im Jahr etwa 300.000 Tonnen Altöl abgelassen. Ohne globalen Dumpingwettbewerb wäre eine ökologische Revolution viel einfacher.

 

Die Folgen der Globalisierung:
4. Weltweiter Kampf um den Arbeitsplatz

Der Kampf um die Arbeitsplätze wird durch die Globalisierung immer härter. Servicekräfte in deutschen Luxushotels wären heute oft schon froh, wenn Sie für einen realen Stundenlohn von fünf Euro arbeiten dürften (sie nach Zeit und nicht nach unerfüllbaren Leistungsvorgaben bezahlt würden). Aber auch die Entgeltung gutausgebildeter Akademiker verschlechtert sich zusehends. Inzwischen verdienen selbst Hochschulabsolventen im Durchschnitt inflationsbereinigt weniger als vor der Globalisierungswelle (vor 1980). Zudem stiegen die Anforderungen, kam es zunehmend zu Leistungsverdichtungen usw.
Die Perversion des Erfolgs- und Konkurrenzdruckes fängt oft schon bei der Dressur der Kinder an. In den USA z. B. sitzen bereits 3jährige auf der Schulbank, um chinesisch zu pauken. Die gepriesene "
internationale Arbeitsteilung" hat nie funktioniert.

 

Die Folgen der Globalisierung:
5. Wirtschaftswachstum und Wohlstandsabbau

Es ist eigentlich ein unfassbares Paradoxon: Da wächst beständig (auch seit 1980) die Wirtschaft, die Produktivität steigt, und trotzdem sinkt der Wohlstand bzw. der reale Nettolohn. So unglaublich dieser Vorgang allein schon ist, genauso erstaunlich ist, dass dieses Phänomen kaum jemanden mehr aufregt und keine öffentliche Debatte auslöst.

 

Die Folgen der Globalisierung:
6. Generation No Future

Wie sehen die Zukunftschancen für die jungen Leute aus in einer Welt des gnadenlosen Wettbewerbs? Die Inder können von einem 100-Euro-Monatslohn eine ganze Familie ernähren, in Deutschland würde der gleiche Betrag bestenfalls für 2 Tage reichen. Steht nicht zu befürchten, dass angesichts dieser gravierenden Unterschiede (Währungsdumping) immer mehr Arbeitsplätze in die Billigwelt abwandern? Was kann in 10 oder 15 Jahren überhaupt noch in Deutschland hergestellt werden, wenn wir weiter auf den uneingeschränkten zollverachtenden Freihandel setzen? Über dieses Grundsatzproblem können auch zeitlich begrenzte Konjunkturerholungen nicht hinwegtäuschen. vor alllem, wenn sie über eine künstlich verabreichte Billiggeldschwemme finanziert werden müssen.

 

Die Folgen der Globalisierung:
7. Der Aufstieg einiger Entwicklungsländer

Dieser vermeintlich positive Aspekt, der von der Globalisierungslobby ständig hervorgehoben wird (weil es ansonsten kaum etwas Positives zu vermelden gibt), vernebelt vielen Menschen die Sinne. Denn wenn unterentwickelte Staaten wirtschaftlich Erfolg haben, liegt das zumeist an inneren Reformen. In China zum Beispiel hat ein atemberaubender Liberalisierungsprozess stattgefunden, die behäbige kommunistische Planwirtschaft wurde durch eine rechtsstaatliche Marktwirtschaft ersetzt, die Korruption und Vetternwirtschaft bekämpft.
Es wäre ein Trugschluss zu meinen, allein ausländische Investoren könnten den Anstoß für ein Wirtschaftswunder liefern. Das notwendige Kapital dafür kann ebenso gut aus dem Inneren kommen, notfalls mit Hilfe der eigenen Zentralbank (dafür gibt es viele historische Belege). Andererseits sieht man am Beispiel Bangladesch, dass die vielgepriesene "
internationale Arbeitsteilung" wahrlich kein Erfolgsgarant ist. Denn den Arbeitssklaven dort geht es heute kaum besser als vor 30 Jahren.

 

Die Folgen der Globalisierung:
8. Grenzenlose Spekulation und unkontrollierbare Finanzmärkte

Die Globalisierung erweist sich als Eldorado für alle Glücksritter, Spekulanten und Betrüger. Im Gegensatz zu früher ist es den Staaten heute kaum mehr möglich, die notwendige Kontrollfunktion über den Kapitalverkehr auszuüben. Somit bilden sich immer wieder dicke Spekulationsblasen, die nicht nur die Weltwirtschaft gefährden, sondern auch den Binnenmärkten die Kaufkraft entzieht.

 

Die Folgen der Globalisierung:
9. Am Ende hängt die Globalisierung am Tropf der Billiggeldschwemme …

Weil die internationale Arbeitsteilung nun einmal zutiefst unproduktiv ist, hilft am Ende nur noch eine Billiggeldschwemme, um den globalen Dumpingwettbewerb zu erhalten. Das bedeutet de facto eine schleichende Enteignung der Sparer und der Mittelschicht: Trotz hoher Inflation gibt es kaum noch Zinsen auf Gespartes. Das Vertrauen in die Politik schwindet, weil quasi keine Vermögensanlage bzw. private Altersvorsorge noch als sicherer Hafen gelten kann. Es entstehen Spekulationsblasen (Immobilien, Aktien), die jederzeit platzen können. Die unverantwortliche Finanzierung der Staaten über selbstgeneriertes Geld in Verbindung mit selbstbestimmten Leitzinsen (unter Ausschaltung der Marktbedingungen) führt letztlich zu einem unbeherrschbaren wirtschaftlichen Chaos (Kasinokapitalismus). Und alles nur, weil viele Politiker offenbar meinen, Wahlerfolge gibt es in einer Demokratie nur über teure Versprechen und populistische Umverteilungsmaßnahmen.

 

Es ist ein Trugschluss zu glauben, das globale Lohn-und Konzernsteuerdumping (als Folge des Zollabbaus) erhöhe unsere Kaufkraft. Das genaue Gegenteil ist der Fall! Die inhumane Ausbeutung der Erwerbstätigen in den Billiglohnländern sorgt zwar für niedrige Gestehungspreise, die werden aber selten weitergegeben. Im Grunde ist die internationale Arbeitsteilung aufwendig und kontraproduktiv. Und der globale Standortwettbewerb erzwingt auch hierzulande sinkende Reallöhne (bereits seit 1980). Am Ende beschert der Zollfreihandel nur den Großkapitalisten, Konzernen und Spekulanten märchenhafte Gewinne und Machtansprüche.

 

 


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Es stimmt, der Zollverzicht inthronisiert das globale Dumpingsystem. Damit mutieren Konzernchefs und Aktienmanager zu den eigentlichen Herren dieser Welt und können Regierungen nach Herzenslust erpressen. Sie brauchen nur damit drohen, Fabriken ins Ausland zu verlagern.

Wird die Forschung und Ingenieursleistung von der Produktion abgekoppelt, hat das keine bösen Auswirkungen. Es ist nicht zu befürchten, dass eines Tages auch die Firmenzentralen und Forschungsabteilungen den Produktionsstandeorten folgen bzw. die Firmen ganz von ausländischen Investoren übernommen werden.

Zwar wurden die meisten Branchen, in denen Deutschland einst führend war, durch die Globalisierung ausgerottet. Aber es sind noch immer drei wichtige Säulen vorhanden (Auto, Maschinenbau, Chemie). Ob diese allerdings angesichts des Energiepreisschocks überleben können, lässt sich nicht vorhersagen.

Ich denke nicht, dass die Globaliserung (das globale Dumpingsystem, hervorgerufen durch den Zollabbau) nur noch am Tropf der Billiggeldschwemme hängt. Die Weltwirtschaft wird sich rasch erholen und man wird zu ehrlichen Zinsen zurückfinden.

Die Vorzüge der sogenannten Weltoffenheit überstrahlen alle Nachteile der Globalisierung. Früher waren das Reisen in ferne Kontinente und der internationale Warenaustausch viel teurer und umständlicher. Das insgesamt besehen unsere Kaufkraft seit 1980 gesunken ist, hat andere Ursachen.

 

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Achtung: Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.

 

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© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung Oktober 2008 (aber immer noch aktuell)

 


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