Translater:
Profitieren die Entwicklungsländer wirklich von der Globalisierung?
Denkt man an die Auswirkungen der Globalisierung auf die Entwicklungsländer, kommt einen zunächst der rasante Aufstieg Chinas, Indiens, Brasiliens und anderer Staaten in den Sinn. Doch die Frage bleibt, wieviel Anteile dieses Aufstiegs der Globalisierung geschuldet sind.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Kann ein Land nur durch äußere Einflüsse
wachsen?
Man stelle sich
einmal vor, China sei das einzige Land auf unserem Planeten,
rundherum gäbe es nur Wüsten und Meere. Wäre ein
solches Land ohne jedwede Nachbarn und Einflüsse von außen
zur Armut verdammt? Könnte es dort keinen Wohlstand geben,
weil von außen ja keine "Wachstumsimpulse" greifen und keine
neuen Märkte erschlossen werden könnten? Natürlich
könnte auch in einer solchen Konstellation (ohne Welthandel) ein
Land aufsteigen! Es kommt halt nur darauf an, ob ein Land von einer
klugen, aufs Gemeinwohl bedachten Regierung geführt wird oder
nicht.
So erklärt sich dann auch der Wandel vieler einstiger
Entwicklungsländer zu Schwellenländern und
Industrienationen. In China zum Beispiel lag der Schlüssel zum
Erfolg in der Abkehr von der kommunistischen Planwirtschaft und der
Hinwendung zur Marktwirtschaft.
Dieser
entscheidende Schritt wurde durch weitere sinnvolle Maßnahmen
begleitet. Man bekämpfte die Korruption und Vetternwirtschaft,
trieb die Demokratisierung voran, reformierte Gesetze und kürzte
Subventionen. Sicher
hat auch die Öffnung des Landes zur übrigen Welt
Wachstumskräfte freigesetzt. Aber ein normaler Welthandel ohne
globalen Zollabbau hätte gleichsam positive Auswirkungen
gezeigt.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Ein hoher Preis: Die Ausbeutung der Billiglöhner!
Die Globalisierung hat also bestenfalls den Aufstieg einiger Entwicklungsländer beschleunigt. China etwa verzeichnete seit 1980 ein jährliches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 10 %. Durchaus möglich, dass bei einem gesitteten Welthandel (mit angemessenen Zollgrenzen) nur 8 % herausgekommen wären. Vielleicht wäre dadurch aber auch so manches Elend bzw. manche Fehlentwicklung vermieden worden. In Bangladesch zum Beispiel arbeiten auch heute, also etwa 40 Jahre nach Einleitung der Globalisierung, Fabrikarbeiter für einen Stundenlohn von etwa 0,20 Euro. Diese ausgebeuteten Menschen kennen so gut wie keine Arbeitnehmerrechte und keine soziale Absicherung (Arbeitsunfall, Krankheit, Rente) und hausen in erbärmlichsten Unterkünften. Darf man solche Menschen als Gewinner der Globalisierung bezeichnen, weil sie für uns die Luxusklamotten herstellen dürfen? Haben die meisten Bengalen vor 40 Jahren nicht doch besser gelebt?
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Die Vorteile des Freihandels
Verlegen Hersteller ihre Fabriken ins Billiglohnland, so tun sie dies bestimmt nicht aus Nächstenliebe oder um unterentwickelten Staaten zu helfen. Ihnen geht es allein um die Gewinnmaximierung! Sie wissen: Eine Bluse, die in Deutschland für 20 Euro hergestellt werden kann, könnte in Fernost für fünf Euro angefertigt werden. Der Vorteil entsteht, weil man die niedrigen Gestehungskosten zumindest bei Markenartikeln kaum an die Verbraucher weitergeben muss. Die Bluse wird nach wie vor in den Läden der Hochpreisländer für 50 Euro verhökert - die Gewinnmarge vervielfacht sich, auch wenn hohe Zusatzkosten (Transport, lange Lieferzeiten, ständige Qualitätskontrollen vor Ort, Rechtsstreitigkeiten, Abwehr der Markenpiraterie usw.) einen Teil der Zusatzgewinne wieder aufzehren. Die internationale Arbeitsteilung belastet die Produktivität also zusätzlich wegen der langen Transportwege, der Sprachbarrieren, der Korruption und der unsicheren Rechtslagen - nur wegen der abnormen Lohn- und Steuerunterschiede rechnet sich dieser erhebliche Mehraufwand trotzdem.
Meinten die Global Player es ehrlich, hätten sie von vornherein bei ihren asiatischen Zulieferern auf eine faire Entlohnung der Mitarbeiter bestanden. Sie hätten also in Bangladesch den Näherinnen mindestens einen Stundenlohn von zwei Euro zugestanden - statt der erbärmlichen 20 Cent, wie sie noch heute üblich sind. Aber bei einer humaneren Entlohnung würden die Herstellungskosten natürlich steigen, die Profite schrumpfen. Manche Auslagerungen würden sich womöglich kaum noch lohnen, weil ja schließlich auch noch Transportkosten und höhere Aufwendungen für die Qualitätskontrolle anfallen. Schade, dass seriöse Marken nicht von sich aus eine faire Entlohnung der Fabrikarbeiter im fernen Ausland garantieren und dies mit einem Label zertifizieren. Schade auch, dass westliche "soziale" Regierungen keinerlei Anstalten machen, entsprechende Gesetze zu verabschieden. Lieber verschwenden sie zigmilliarden Euro jährlich für ineffektive Entwicklungshilfen, Schuldenerlasse und die Integration von Armutsflüchtlingen, als auf die Einhaltung eines fairen Mindestlohnes bei importierten Waren und Dienstleistungen zu bestehen. Nach dem Willen der mächtigen Globalisierungslobby darf es eben keine Gesetzesänderung geben. Die seit Ende der 1970er Jahre bestehenden Verhältnisse (weitgehende Zollfreiheit) sind für ihr Geschäftsmodell einfach perfekt.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Der produktive Fortschritt wird ignoriert!
Bei allen mir
bekannten Betrachtungen über den Aufstieg der
Entwicklungsländer wird ein ganz wesentlicher Faktor
übersehen: Die gewaltige Kraft des produktiven Fortschritts!
Und dieser produktive Fortschritt ist nicht an die Globalisierung
gebunden oder gekoppelt. Das Wissen der Menschen steigt
unaufhörlich und selbstverständlich kommen diese
Erkenntnisse automatisch der Menschheit zugute.
Vor 150 Jahren musste in Deutschland noch jeder zweite
Erwerbstätige in der Landwirtschaft arbeiten, um die
Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Heute
liegt dieser Beschäftigungsanteil bei etwa einem Prozent.
Genauso rasant
revolutionierten sich viele andere Produktionsbereiche. Die
Größe und damit auch der Arbeitsaufwand für die
Herstellung eines Computers zum Beispiel schrumpfte auf ein Minimum.
Die ersten Hochleistungscomputer mussten in großen Sälen
aufgestellt werden, heute lässt sich ein Notebook trotz
tausendfach höherer Leistung in der Aktentasche verstauen.
Ergo: Das Wohlstandswachstum vieler Entwicklungsländer beruht
zum einen Teil auf Regierungsreformen (Bekämpfung der
Korruption, Stabilisierung der Marktwirtschaft, Verbesserung der
Bildung und Infrastrukturen, Rechtssicherheit für in- und
ausländische Investoren, sozialstaatlicher Aufbau, Streichung
von Privilegien usw.), zum anderen Teil aber auf dem
technologischen Fortschritt.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Einem Großteil der Menschheit geht es heute schlechter als vor
40 Jahren!
Das Durchschnittseinkommen ist in den meisten Industriestaaten aufgrund der Globalisierung in den letzten 40 Jahren gesunken. Und einem Großteil der Entwicklungsländer geht es heute noch genauso dreckig wie vor vier Jahrzehnten. Das liegt meistens daran, dass in diesen Ländern die alten korrupten Herrschaftsstrukturen nicht beseitigt wurden und dort noch immer Familienclans das Sagen haben, die kaum an der Verbesserung der Zustände (am Abbau ihrer Privilegien) interessiert sind. Die Globalisierung (der Zollabbau) konnte also lediglich bei reformwilligen Regierungen etwas ausrichten und hat dort bestenfalls das Wirtschaftswachstum minimal beflügelt - wobei dieses Plus aber mit der Ausbeutung von zigmillionen Arbeitssklaven erkauft wurde.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Wie würden die einstigen Entwicklungsländer ohne
Globalisierung dastehen?
Hätte es die Globalisierung (den Zollabbau) nicht gegeben, hätten sich viele Entwicklungsländer womöglich besser entwickelt! Der Wohlstand in den Industriestaaten hätte sich ohne Globalisierungseinflüsse (ohne Zollabbau) aber nahezu verdoppelt! Selbst wenn ein Teil dieses Wachstums in eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung geflossen wäre (Verkürzung der Regelarbeitszeit auf 30 Wochenstunden), hätten Deutsche, Franzosen, Engländer, Amerikaner, Japaner usw. heute etwa ein um 50 Prozent höheres Nettoeinkommen und die meisten Industriestaaten keinerlei Staatsschulden. Aus dieser starken Position heraus wäre es ein Leichtes gewesen, die Entwicklungshilfen an reformwillige Länder heraufzusetzen und strategisch wirksame Gesamtkonzepte zu erstellen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies den meisten Entwicklungsländern besser bekommen wäre als das globale Lohndumpingsystem.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Woran scheitert Afrika?
Trotz mancher Erfolge in den letzten Jahrzehnten ist der afrikanische Kontinent noch immer ein großer Krisenherd. Woran aber scheitern so viele afrikanische Staaten?
1.
An der Korruption.
Die Korruption
und Günstlingswirtschaft scheint mir das Hauptübel der
afrikanischen Kulturen. Unfähige Regierungen kleben an der Macht
und veruntreuen Staatseinnahmen. Gemäß der afrikanischen
Tradition sehen sie es als ihre Pflicht, auch unqualifizierte Freunde
und Familienmitglieder im Staatsdienst unterzubringen. So bildet sich
ein gigantischer Wasserkopf. Mancherorts gibt es zehnmal mehr
"Minister" und Beamte als notwendig.
2.
Am ungezügelten Bevölkerungswachstum.
Geburtenregelung
ist in weiten Teilen Afrikas verpönt. Die
Bevölkerungszahl Afrikas hat sich in den letzten 100 Jahren
verachtfacht,
für die nächsten 100 Jahre wird eine weitere Vervierfachung
erwartet. Dabei können schon heute viele Afrikaner sich nicht
einmal selbst ernähren. Im Vertrauen auf Gott und der Hilfe
Europas (zwei von drei Afrikanern sehen ihre Zukunft in Europa) wird
eine verantwortungsbewusste Familienplanung strikt
abgelehnt.
3.
An der Mentalität.
Viele
Afrikaner fühlen sich Wohl in der ewigen Opferrolle. Nach ihrer
Wahrnehmung wird Afrika seit Jahrhunderten ausgebeutet. Erst waren es
arabische, später amerikanische Sklavenhändler, dann kam
die Kolonialzeit und heute ist es der Kapitalismus der Weißen.
Gleichzeitig liegt vielen Afrikanern der Leistungsgedanke fern. Hat
der Nachbar mehr als man selbst, so liegt das nicht etwa an seinem
Können oder Fleiß - der Nachbar hat offensichtlich bessere
Geister oder Hexen. Immer noch werden in Afrika jedes Jahr tausende
"Hexen" umgebracht.
4.
An der Kriminalität und Gewaltbereitschaft.
Brutale
Warlords lassen den schwarzen Kontinent nicht zur Ruhe kommen. Allein
im Kongo bekriegen sich 70 verschiedene
Rebellengruppen. Viele Staaten sind zu schwach, um die grassierende
Gewalt und Gesetzlosigkeit einzudämmen.
5.
Die Zollfreiheit ruiniert heimische Wirtschaftszweige.
Asiatische
Billigtextilien überschwemmen den afrikanischen Markt und
ruinieren ortsansässige Fabrikanten und Schneider. Importierte
Nahrungsmittel machen inländischen Bauern und Viehzüchtern
das Leben schwer, subventionierte Baumwolle aus den USA
verdrängt die Eigenproduktion, ausländische Trawler (denen
großzügig Fangrechte verschachert wurden) machen heimische
Fischer brotlos. Afrika
müsste sich über Zölle vor den ärgsten
Dumpingimporten schützen. Dem steht der globale Freihandelswahn
entgegen.
6.
Die Eliten kehren nicht zurück.
Auch Afrika
hat viele kluge Köpfe, die an den Universitäten (vor allem
im Ausland) ausgebildet wurden. Aber dieses wertvolle Humankapital
geht dem Kontinent weitgehend verloren, weil Afrika für Eliten
nicht sonderlich attraktiv ist und die ausgebildeten Akademiker nur
selten in ihre Heimatländer zurückkehren.
7.
Der absurde Subventions-Protektionismus ist unfair!
Der ehrliche
Zollprotektionismus wird von der Politik und den Medien als
Teufelswerk verdammt, der wirklich schändliche
Subventionsprotektionismus dagegen als notwendig erachtet. Die
Landwirtschaft wird zum Beispiel weltweit jährlich mit ca. 350
Milliarden Euro bezuschusst, was
völlig überflüssig und kontraproduktiv
ist (es
unterwandert sämtliche marktwirtschaftlichen Prinzipien). Unter
dieser abstrusen Subventionspolitik leiden auch
Entwicklungsländer.
8.
Naive Gutmenschen bekräftigen das afrikanische
Anspruchsdenken!
Wenn in den
westlichen Medien ständig von der Ausbeutung Afrikas die Rede
ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn immer mehr Afrikaner
sich in ihrer Opferrolle bestätigt fühlen. Sie sehen es
dann als ihr gutes Recht, nach Europa auszuwandern.
Die
Medien schüren mit ihren herzzerreißenden Elendsreportagen
ein Anspruchsdenken, das dem Aufbau und der Modernisierung Afrikas
zuwiderläuft.
Der afrikanische Bürger wird de facto aus seiner Verantwortung
entlassen - der Westen ist Schuld und soll es richten. Dabei sind die
größten Probleme hausgemacht (Bevölkerungsexplosion,
Korruption, Zollfreiheit, weitverbreitete Gewaltbereitschaft,
mangelndes Unrechtsbewusstsein, religiöser Fanatismus,
Schicksalsergebenheit).
Afrika
könnte es sehr gut gehen!
Afrika
profitiert, wie alle unterentwickelten Kontinente und Staaten, in
hohem Maße von den bahnbrechenden Erfindungen und
wissenschaftlichen Errungenschaften des so oft gescholtenen
Westens. In vielen Bereichen können sie Generationen teurer
Entwicklungsstufen locker überspringen. Sie brauchen zum
Beispiel nicht erst Zigmilliarden Euro in ein stationäres Strom-
oder Telefonnetz investieren, sie können gleich hocheffiziente
Solaranlagen und vielseitige Smartphones einsetzen. Ihnen stehen
nahezu kostenlos die Ergebnisse unserer 200jährigen Forschungen
in der Medizin und der Landwirtschaft zur Verfügung usw. usw. -
all das wird kaum geachtet. Dabei dürfte allein der
steinige Weg vom Telegrafen zum Smartphone einige Billionen Euro
verschlungen haben (Investitionen in die Zukunft, die vorrangig die
geschmähten westlichen Gesellschaften geschultert haben).
All diese fantastischen, wohlstandsmehrenden Innovationen, von
denen längst auch Afrika profitiert, sind dem Westen nicht in
den Schoß gefallen. Unsere Vorfahren haben sie unter
größten Entbehrungen hart erarbeitet. Das
Leben eines europäischen Arbeiters im 19. Jahrhundert war
vermutlich entbehrungsreicher, grausamer und anstrengender als das
des so oft bejammerten Durchschnittsafrikaners zur selbigen
Zeit. Die
Modernisierung Afrikas in den Kolonien (die z. B. Deutschland damals
sehr viel Geld und auch Menschenleben gekostet hat) scheiterte einst
nicht nur am Widerstand der Bevölkerung und ihren
überkommenen Traditionen, sie scheiterte auch an der mangelnden
(verhassten) Arbeitsdisziplin.
"Wo man geboren wurde, da wird man auch gebraucht!" (russisches Sprichwort)
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Hoffnung für Afrika:
Schuhfabriken in Äthiopien
Gerade sah ich
eine interessante Fernsehdokumentation über die positive
Entwicklung in Äthiopien (hat etwa genauso viele Einwohner wie
Deutschland). Dieses Land hat die Zeichen der Zeit erkannt und
investiert in Bildung, Straßenbau, Rechtssicherheit,
Bekämpfung der Korruption usw. - mit starker chinesischer
Unterstützung.
Auch deutsche Schuhfabrikanten haben dieses Land inzwischen für
sich entdeckt und bauen dort neue Fabriken. Im Gegensatz zu
Bangladesch sind die Arbeitsbedingungen dort human und entsprechen
dem europäischen Niveau (40-Stunden-Woche). Leider aber hapert
es an der Bezahlung - es werden nur 12 Cent die Stunde gezahlt (20
Euro im Monat)! Warum so knauserig? Warum muss ein renommierter
Global Player die Not der anderen derart ausnutzen und nur den
"ortsüblichen" Satz zahlen?
Übrigens zeigt sich auch an diesem Beispiel wieder die
Schattenseite der Globalisierung: Dem Aufbau der Schuhfabriken in
Äthiopien folgte die Schließung der Werke in Portugal.
Portugal kann bei
Stundenlöhnen von 12 Cent natürlich nicht mithalten. Das
Land befindet sich gerade wegen dieser Praktiken in großen
Schwierigkeiten und muss wahrscheinlich auch mit deutschen
Steuergeldern bzw. mit subventionierten Krediten (Staatsanleihen)
gerettet werden. Am Ende unterstützen wir mit unseren Abgaben
das globale Lohndumpingsystem, das auch auf unsere Arbeitseinkommen
extrem negative Auswirkungen hat, dennoch
aber die Preise für viele Importwaren kaum
senkt
(sondern vor allem die Renditen der Global Player erhöht).
Nur am Rande: Auch Äthiopien verdankt seinen Erfolg einer
großen Portion Protektionismus. Die Regierung verbot
kurzerhand die Ausfuhr der begehrten Leder-Rohware,
gleichzeitig verlangt sie von ausländischen Investoren,
ausschließlich für den Export zu produzieren (um die
traditionelle inländische Schuhproduktion am Leben zu
erhalten).
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer:
Auch die Entwicklungsländer leiden unter dem
Weltfinanzsystem!
Die Globalisierung
(der Zollabbau) führte zur globalen Verzahnung und Deregulierung
der Finanzmärkte. Die Banken und vor allem die Schattenbanken
sind heute weitgehend unkontrollierbar und damit auch
unbeherrschbar. Unter
diesen Missständen leiden natürlich auch die
Entwicklungsländer, der ständig drohende Zusammenbruch des
Weltfinanzsystems belastet auch ihre Volkswirtschaften.
Was aber, wenn es tatsächlich zur Katastrophe kommt? Was
passiert, wenn das amoralische Prinzip der künstlichen
Geldvermehrung durch die Zentralbanken kollabiert und die
Billigzinspolitik scheitert? Als es noch den Goldstandard gab (bis
1971), konnte man seine Dollars in Gold umtauschen (für 35
Dollar pro Unze). Heute aber gilt diese Garantie nicht mehr, deshalb
kann die Geldmenge ins Uferlose steigen. Der Wert des Geldes beruht
heute nur noch auf dem Vertrauen - es gibt keine Deckung mehr.
Venezuela - wie die Globalisierung ein Land ruinierte.
Getreu der hochgehandelten
Heilslehren der volkswirtschaftlichen Urgesteine Adam Smith und David
Ricardo baute Venezuele ganz auf die Globalisierung. Man folgte
der empfohlenen Doktrin, hauptsächlich das herzustellen, was man
international am besten vermarkten konnte. Die venezulanische
Wirtschaft konzentrierte sich infolgedessen auf den Export von
Öl (das südamerikanische Land hat weltweit die
größten Ölvorkommen). Als Ausgleich zum gewaltigen
Ölexport wurden am Ende etwa 90 % der Verbrauchsgüter und
Lebensmittel importiert.
Und
nun? Der Ölpreis
hat sich in den letzten Jahren halbiert, die Förderanlagen und
Raffinerien sind veraltet und verkommen. Ingenieure und die Eliten
haben ihr Heimatland wegen der Misswirtschaft und der Korruption
verlassen. Die verbleibende Bevölkerung hungert (die
Landwirtschaft liegt darnieder), bezahlte Arbeit gibt es so gut wie
nirgends. Hätte Venezuela von vornherein seine Unternehmer und
die Landwirtschaft über hohe Importzölle geschützt,
wäre es zum modernen Industriestaat aufgestiegen. Nun aber
herrscht dort das absolute Chaos (Hunger, Elend, Hyperinflation,
Massenflucht). Selbst die Milliardengewinne aus dem
Erdölexport können die Misere nicht mehr abwenden.
Dabei sind Bodenschätze doch eigentlich ein Gottesgeschenk, sie
sind gigantischen Entwicklungshilfen gleichzusetzen. Man stelle sich
das einmal vor: Hunderte oder gar tausende Milliarden Euro an
Erdöleinnahmen sind verpufft, wurden für den importierten
Wohlstand verbraten und haben sich in Luft aufgelöst. Im
zerstörten Deutschland hat nach dem Krieg eine vergleichsweise
niedrige Summe an Krediten (Marschallplan) ausgereicht, um ein lang
anhaltendes Wirtschaftswunder auszulösen.
Was lehrt uns das alles? Auch noch so hohe Entwicklungshilfen
bringen nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. So wie
Venezuela haben auch zahlreiche andere Staaten ihre üppigen
Bodenschätze nicht für den Aufbau ihres Landes genutzt.
Hätte es dort überall hohe Einfuhrzölle gegeben,
sähe die Welt heute anders aus.
Zum gleichen Thema:
Ermöglicht
die Globalisierung Entwicklungsländern den Aufstieg zur
Industrienation?
War
die Kolonialisierung ein einziges Verbrechen?
Der obige Text wurde auch ins Englische übersetzt: The impact of globalization on developing countries
Fortsetzungen
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Wirtschaft
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf
Deutschland
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Politik
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Unternehmen
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die Umwelt
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Gesellschaft
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Entwicklungsländer
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Müller
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Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
Mai 2012 (aber immer noch aktuell)
Manfred
J. Müller analysiert seit 40 Jahren weltwirtschaftliche
Abläufe. Er gilt als wegweisender Vordenker. So forderte er zum
Beispiel schon vor 20 Jahren eine Art Lieferkettengesetz,
das Hersteller und Händler verpflichtet, nur fair entlohnte und
produzierte Waren nach Deutschland einzuführen (wurde endlich im
Mai 2021 Gesetz). Außerdem empfahl er schon ewig eine
Mindestgewinnsteuer für Großunternehmen auf im
Inland angefallene Umsätze (Joe Bidens Vorschlag von einer
globalen Mindestertragssteuer im Frühjahr 2021 zielt zwar
endlich in die gleiche Richtung, ist aber viel zu lahm und wird sich
international kaum umsetzen lassen). Seit drei Jahrzehnten
kämpft Manfred J. Müller auch für seine Idee einer
Lohnkostenreform (schrittweiser Abbau der
Sozialversicherungsbeiträge bei einer Gegenfinanzierung
über Mehrwertsteuern und Zölle).
Auch seine Empfehlung, einem ausgewählten afrikanischen
Entwicklungsland beim Aufbau
eines Renten-Generationenvertrages
zu unterstützen (um das Bevölkerungswachstum
einzudämmen und echte Kaufkraft ins Land zu pumpen) findet
zunehmend Fürsprecher.
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Man
kann nicht ständig das, was der normale Menschenverstand und die
Mehrheit der Bevölkerung für gut und richtig befinden, als
rechten Populismus abtun. Täte man dies, wäre nur noch eine
gegen das Volk gerichtete Politik legitim. Das wäre jedoch eine
Perversion der Demokratie!